Lions unterstützen Austausch zur Gewebespende in Afrika

Am 13. November 2022 fand im Rahmen der SATiBA-Konferenz, einer Tagung der Südafrikanischen Gewebebankenvereinigung (SATiBA), in Stellenbosch (Kapstadt) erstmalig ein Austauschtreffen zur Förderung der Gewebespende in Sub-Sahara Afrika statt. Organisiert wurde dieses Treffen von der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) mit Unterstützung der SATiBA, der World Union of Tissue Banking Associations (WUTBA) und Global Alliance of Eye Bank Associations (GAEBA). Das Ziel: Expert:innen und Interessierte zum Thema Gewebespende und dem Aufbau von Spendeprogrammen zusammenzubringen, Erfahrungen auszutauschen und Synergien zu bündeln. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Martin Börgel, dem Geschäftsführer der DGFG und Generalsekretär der WUTBA.

Spenden von Lions Clubs International, Stiftung der Deutschen Lions und Lions Club Wedemark ermöglichen Afrikaner:innen eine Konferenzteilnahme

Um möglichst vielen Afrikaner:innen eine Teilnahme vor Ort und somit einen persönlichen Austausch zur Gewebespende zu ermöglichen, rief die DGFG im Vorfeld zur Mithilfe auf: Am Ende konnte mit über 9.000 Euro Spendengeldern zehn Expert:innen aus den Ländern Äthiopien, Nigeria, Uganda und Kenia jeweils ein Reisestipendium ermöglicht werden. Mit diesen Geldern waren die Stipendiat:innen, darunter Augenärzt:innen, Gewebespendekoodinator:innen und Gewebebankmitarbeiter:innen, in der Lage, ihre Konferenzgebühren, Reise- und Hotelgebühren zu finanzieren.

Austauschtreffen bringt afrikanische Expert:innen erstmals zum Thema Gewebespende zusammen

Zum allerersten Mal kamen Gewebespendekoordinator:innen, Gewebebankmitarbeiter:innen, Vertreter:innen aus der Politik und Mediziner:innen aus den Ländern Äthiopien, Uganda, Kenia, Nigeria, Südafrika, USA, Australien, Deutschland und Indien zum Thema Gewebespende in Afrika zusammen. Alle Teilnehmer:innen freuten sich über diese einzigartige Gelegenheit, persönlich miteinander in Kontakt zu treten, zu netzwerken und offen über Erfolge und Schwierigkeiten zu sprechen. Denn den meisten Afrikaner:innen fehlt es an professionellen, nachhaltigen Gewebespendeprogrammen und entsprechenden technischen sowie personellen Infrastrukturen. So werden in Kenia zum Beispiel bislang nur vereinzelt Augenhornhautspenden realisiert. Eine Standort- und Klinikübergreifende Vernetzung gibt es hierzu nicht. Zwar wurde mit einem nationalen Transplantationsgesetz bereits eine gesetzliche Grundlage für die Spende geschaffen. Diese muss jedoch noch überarbeitet und aktualisiert werden. Dass bereits viele gute Ansätze innerhalb eines afrikanischen Landes da sind, wird an der Situation in Kenia sehr gut deutlich. Beim Austauschtreffen ebenfalls vor Ort war Christopher Mwangala, der als Koordinator in einer Hornhautbank des Lions SightFirst Eye Hospital in Nairobi arbeitet. Doch er und sein Team können derzeit nur sehr wenige Augenhornhautspenden realisieren. Die Corona-Pandemie erschwerte die Situation noch einmal mehr. Auch seine Klinik ist auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Beim Round Table trafen sich all diese Expert:innen das aller erste Mal persönlich – und stellten fest: Es ist höchste Zeit, zusammenzuarbeiten, das vorhandene Wissen und die vielen wertvollen Erfahrungen zu bündeln.

Vereinzelte Hilfe aus dem Ausland ist keine Dauerlösung.

„Immer wieder erreichen die DGFG Anfragen für ein Augenhornhauttransplantat. Viele kommen dabei aus afrikanischen Ländern, die wegen eines fehlenden Spendeprogrammes auf Importe von Hornhauttransplantaten aus Ländern wie den USA, vereinzelt auch aus Deutschland angewiesen sind. Eine Lösung, die nur wenigen afrikanischen Patient:innen überhaupt zuteilwerden und nicht auf Dauer funktionieren kann“, so Börgel. Was vielmehr benötigt wird, ist eine zuverlässige, grenzüberschreitende Versorgungstruktur. Nur der Aufbau eines sich langfristig selbsterhaltenden Programmes zur Spende, Aufbereitung und Transplantation von Hornhäuten eröffnet betroffenen Ländern Unabhängigkeit. Daher strebt die DGFG zusammen mit WUTBA und GAEBA die Etablierung einer Plattform an, die Hilfesuchende sowie Unterstützer:innen zusammenbringt: ein offener ortsunabhängiger Raum, der Wissenstransfer, Hands-on-Hilfe und verlässliches Netzwerken zulässt. „Genau hier setzt dieser Round Table an.“

Round Table motiviert Teilnehmer:innen zum Handeln

Die Teilnehmer:innen teilten ihre Erfahrungen, ihre Erfolge, aber auch Misserfolge und machten deutlich, wie unterschiedlich, individuell und komplex die einzelnen Ausgangssituationen in den afrikanischen Ländern derzeit sind. Und trotzdem lohnt es sich, besser heute als morgen anzufangen. Denn bis zur ersten erfolgreichen Spende ist es ein langer Weg. Gewebespende erfordert Mut, Ausdauer und Beharrlichkeit. Aber alle Anstrengungen lohnen sich – allein für jeden einzelnen Menschen, dem durch eine Transplantation eine Zukunft, neue Lebensqualität und, im Falle der Augenhornhautspende, wieder eine klare Sicht geschenkt werden kann.

Die Diskussionen und Reaktionen haben gezeigt: Der Wille ist da und die Bereitschaft, etwas an der Situation im eigenen Land zu ändern, sehr hoch. Das Austauschtreffen motivierte die Teilnehmer:innen, aktiv zu werden und die Initiative zu ergreifen. Simon Arunga, ein Augenarzt aus Uganda, lud alle Anwesenden ein, im Jahr 2023 für ein weiteres Treffen nach Mombasa, Kenia, zu kommen, wenn dort die nächste COECSA-Tagung, eine augenärztliche Konferenz, stattfindet.

Ein besonderer Dank gilt neben den Lions Clubs International, der Stiftung der Deutschen Lions und dem Lions Club Wedemark auch allen weiteren Förderern, die die Initiative von DGFG, SATiBA, WUTBA und GAEBA über die Bereitstellung von Reisestipendien unterstützt haben: Dazu zählen der Cornea Help e.V., das Deutsche Blindenhilfswerk (DBHW), die Geuder AG, die KL medical GmbH, die Augenhornhautbankenvereinigung aus Australien und Neuseeland (EBAANZ) sowie die GAEBA selbst. Ohne diese Hilfe wäre eine persönliche Konferenzteilnahme für die Stipendiat:innen nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank.

Fotos zur redaktionellen Verwendung – Quelle DGFG:

Alle Fotos und Videos finden Sie im ausführlichen Nachbericht auf:
https://gewebenetzwerk.de/nachbericht-satiba-roundtable-2022/

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